GMCD 7163

GMCD 7163 – Goethe Lieder & Chamber Works by Philipp Christoph Kayser

Roy Howat – Piano, Oliver Lewis – Violin, Dave Lee & Chris Davies – Horn

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Alpina – Schweizer Freimaurer-Rundschau – Oktober 1999

Die Musik von Kayser

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ist ohne Zweifel der am häufigsten vertonte Dichter deutscher Sprache. Ein Liederabend ohne Goethe-Vertonungen ist kaum denkbar, denn die Goethe-Lieder etwa von Franz Schubert, Hugo Wolf und Richard Strauss zählen zu den bedeutendsten ihrer Art. Der erste Komponist allerdings, der sich ernsthaft mit den Gedichten Goethes auseinandersetzte und den Goethe selber zu seinem “Hofkomponisten» auserkor, ist seit seinem Tode weitgehend in Vergessenheit geraten. Er hiess Philipp Christoph Kayser und wurde am 10. März 1755 als Sohn des Organisten der Katharinenkirche in Frankfurt am Main geboren. Den ersten Musikunterricht erhielt er von seinem Vater, dann studierte er Musiktheorie bei Georg Andreas Sorge. Schon am Frankfurter Gymnasium schloss Kayser eine enge Freundschaft mit dem drei Jahre älteren Friedrich Maximilian Klinger, der später zum erfolgreichsten Dramatiker des Sturm und Drang wurde. Bald gesellte sich Goethe hinzu; zum Freundeskreis stiessen ebenfalls der Strassburger Dichter Heinrich Leopold Wagner und – quasi als auswärtiges Mitglied – der in Strassburg wohnhafte Livländer Jakob Michael Lenz.

1775 und 1779 hat Goethe Kayser in Zürich besucht. Er war von dessen Liedern dermassen angetan, dass er ihm sein Singspiel “Jery und Bäteli” zur Vertonung schickte. Kayser lehnte ab, aber Goethe hielt dennoch zu ihm als seinem auserwählten Komponisten. “Was ich an Sachen am meisten schätze, ist eben diese Keuschheit, die Sicherheit, mit wenigem viel hervorzubringen», schrieb er ihm. Auf Einladung Goethes hin weilte Kayser von Januar bis Mai 1781 in Weimar, kehrte dann aber nach Zürich zurück. 1785 kam es zu einer engeren Zusammenarbeit, als Kayser Goethes Singspiel “Scherz, List und Rache» vertonte. Nach Empfang der Partitur schrieb Goethe an Fritz Jacobi in Düsseldorf: “Es wird mit der Oper ein Komponist hervortreten, dergleichen sich nicht viele im Stille bilden.” Kaysers “Weihnachtskantate” erschien 1780 Füssli in Zürich. Ebenfalls dort erschienen die beiden Sonaten für Geige, Klavier und Hörner; der Erstdruck ist zwar nicht datiert, entstammt aber wohl der gleichen Periode wie die Kantate. Nach 1792 hat Kayser nichts mehr veröffentlicht, es ist auch zu vermuten, dass er das Komponieren überhaupt aufgab. Seinen Lebensunterhalt verdiente er hauptsächlich durch Unterrichten; gelegentlich wirkte er bei den Konzerten der Gesellschaft ab dem Musiksaal mit. Er starb 1823 in Zürich. Xaver Schnyder von Wartensee, der 1810 nach Zürich kam, um seine Musikstudien fortzusetzen, hielt viele Jahre später fest: “Es war schwer, mit Kayser befreundet zu werden, denn sein früherer Ernst steigerte sich bis zur Finsterkeit.”

Die Zentralbibliothek Zürich besitzt die wohl grösste Sammlung der Werke Kaysers, darunter das Autograph seines Goethe-Singspiels “Scherz, List und Rache” und die höchst seltenen Erstausgaben seiner hier aufgenommenen Werke.

Die vorliegende CD ist eine Weltpremiere. Sie gibt Goethes Lieder von Kayser wieder.