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GMCD 7383 – British Music for Oboe and Strings
Jinny Shaw (oboe), Orchestra Nova conducted by George Vass, Sara Trickey (violin), Sarah-Jane Bradley (viola), Bozidar Vukotic (cello)
International Record Review – Jul/August 2013
This collection of music for oboe and strings opens with John Joubert’s recent three-movement concerto. Completed in 2006 by the Cape Town-born composer, who has lived in England since 1950, the work opens tersely before becoming animated and richly expressive. It’s an intense and compelling piece that continues with a busy, rather determined scherzo marked Presto, with some beguiling material arriving at the movement’s mid-point. Half of this 20-minute composition is devoted to the finale, marked Poco Lento, a set of variations that adds considerably to the allure of this impressive piece. Following music written by a composer (now nearly 80) is Benjamin Britten’s Phantasy for oboe and string trio, essayed when he was 18, music full of expression and imagination.
The Oboe Concerto by Kenneth Leighton (1928-88) comes next. Written in 1953, the work had a posthumous premiere during the 2001 Three Choirs Festival, that year held in Hereford. It’s a deep piece, rather lamenting in the first movement, with shades of Shostakovich. This moderately paced movement is followed by the slow one, quite stark but eloquent, and a finale with pace if continuing the overall serious nature of the work. It is meaningful music, with nothing intended as showy or entertaining. It’s a piece to return to in order to unlock its secrets.
Cecilia McDowall (b. 1951), like Britten, has scored The Gentle Dove for oboe and string trio. It is a short reflection on a Welsh folk song, with melody and ornamentation in perfect harmony. The final work on the disc is John McCabe’s Oboe Concerto, in which the first surprise, given the strings-based nature of this repertoire, is several timpani strokes; the second is the appearance of a harp. Composed in 1994, McCabe’s four-section single-movement, 15-minute creation is typically composed to fastidious standards and compels the listener into a personal yet outgoing world. Such alchemy and colour make for really good and satisfying listening.
Throughout, Jinny Shaw allies splendid musicianship to a virtuosic technique, with George Vass and Orchestra Nova the most sympathetic of partners. Similarly, the musicians making up the string trio, Sara Trickey, Sarah-Jane Bradley and Bozidar Vukotic, are equally dedicated to their task. The recording is excellent in its immediacy and good balance and the booklet note by Robert Matthew-Walker is very informative, a window to music well worth getting to know.
Colin Anderson
klassik.com – 14.06.2013
Idiomatisch – Diese Einspielung bietet Referenzaufnahmen abseitigen Repertoires in optimaler Aufnahmetechnik, mit einem generösen, informativen Booklet – mehr kann man nicht wünschen.
Während für die Klarinette unter den Blasinstrumenten im Laufe der Zeit ein durchaus beachtliches Repertoire als Soloinstrument geschaffen wurde (nicht zuletzt durch die Grundsteinlegung durch bedeutende Interpreten im 19. und 20. Jahrhundert), blieb das Solorepertoire für Oboe, Flöte oder Fagott stets deutlich überschaubarer. Dabei hat spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts Leon Goossens bedeutende Impulse gegeben, die gerade im englischsprachigen Raum bis heute Früchte tragen.
Drei Solokonzerte und zwei Kammermusikwerke versammelt die vorliegende CD, von denen nur eines relative Bekanntheit erlangt hat: Benjamin Brittens ‘Phantasy’ op. 2 für Oboe, Violine, Viola und Violoncello. Das in der Tat für Goossens 1931 entstandene Werk ist ganz dem Stil von Brittens Frühstil verbunden, wie wir ihn auch etwa aus der ‘Simple Symphony’ op. 4 kennen; das Konzept der ‘Phantasy’ greift gleichzeitig eine damals ausgesprochen beliebte Gestaltungsform auf, die wir auch etwa bei Herbert Howells oder Frank Bridge finden, letzterer bekanntlich Brittens Kompositionslehrer. Doch weitaus moderner klingt Brittens Komposition als jene Werke vieler seiner Zeitgenossen – nicht ohne Grund wurde es für das Programm der 1934 in Florenz stattfindende Festival der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik ausgewählt. Nahezu nahtlos an Britten scheint Cecilia McDowall anzuknüpfen, deren ‘Y Deryn Pur’ (Die sanfte Taube) allerdings vom rein kompositorischen Gehalt deutlich hinter Brittens Komposition zurücksteht; dass die Komposition für das Presteigne Festival 2007 entstand, ist kaum vorstellbar.
Einen fast ähnlich weiten Zeitraum umspannen die drei Konzertkompositionen, auch wenn das früheste der drei Werke seine Uraufführung erst fast fünfzig Jahre nach seiner Entstehung erlebte. Kenneth Leighton (1929-1988) ist ein in Großbritannien einigermaßen beliebter Komponist, und dass sein 1953 entstandenes Konzert für Oboe und Streicher op. 23 erst 2001 seine Uraufführung erlebte, ist wohl eher dem Umstand zuzuschreiben, dass es lange Zeit als Studienwerk galt (so wie Brittens ‘Phantasy’ als Studienwerk gelten muss). In seiner Essenz ist das dreisätzige Werk allerdings durchaus nicht untypisch für Leightons Stil, aber auch nicht voller extremster Individualität; in gewisser Weise wird der Stil Gerald Finzis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts übertragen, so dass das Ergebnis in der Essenz vor allem ein lyrisches Produkt ist, mit herrlichen weitgespannten Linien und einer weich fließenden, unaufdringlichen stark erweiterten Tonalität. Selbst das tänzerische Finale trägt etwas von dem Geist Finzis in sich, wenn auch Anklänge etwa an Brittens ‘Illuminations’ oder andere englische Kompositionen nicht ganz von der Hand zu weisen sind.
2006 vollendete der in Südafrika geborene, aber schon lange in England lebende John Joubert sein Konzert für Oboe und Streicher op. 160. Jouberts Stil hat immer wieder etwas, das ich (möglicherweise unangemessen) mit dem Begriff der ‚Cheltenham Symphony‘ verbinde, einen symphonischen Stil, der sich nahe an der freien Tonalität, aber nie in Tendenz des Modernistischen gerät. Das heißt, wir haben hier einen Komponisten, der die Tradition des tonalen Komponierens nie aus dem Blick verliert, selbst wenn sich in seinen Werken (und so auch in seinem in manchen Momenten ausgesprochen schrillen Oboenkonzert) Momente des Extremen finden mögen.
Ganz anders ist John McCabe einzuschätzen, ein Komponist, der sich nie leicht einer Schule oder einer Traditionslinie unterordnen ließ. Sein Konzert für Oboe und Orchester (neben den Streichern benötigt er Harfe und Pauken) wurde 1995 durch die Finalisten der Isle of Wight International Oboe Competition uraufgeführt und besitzt so diverse Qualitäten eines echten ‚Test Piece‘, doch wie so häufig in England ohne jedwede Konzessionen an die Qualität der Komposition. Mit vielen seiner Kompositionen erfindet sich McCabe quasi neu, hat so im Lauf der Jahrzehnte einen ganz eigenen ‚McCabe-Kosmos‘ erschaffen; dass der Impuls für sein eigenes Oboenkonzert das Hören des Vaughan Williams-Konzertes auf einem Londoner Promenadenkonzert war, zeigt gleichwohl, dass sich auch McCabe in einer unmittelbaren Traditionslinie sieht, jedoch eben in seinem ganz eigenen, eindeutig dem musikalischen Heute verbundenen Stil.
Virginia (oder Jinny) Shaw gehört heute zu den wichtigsten britischen Oboisten; sie spielte die Uraufführung des Joubert-Konzerts und der Komposition von McDowall. Dass sie sich in dem Repertoire nicht nur besten auskennt, sondern den hohen Anforderungen auch in vollem Umfang gewachsen ist, ist nur ein Teil der positiven Qualitäten der vorliegenden CD. In den beiden Kammermusikwerken schaffen Shaw, die Geigerin Sara Trickey, die Bratschistin Sarah-Jane Bradley (beide wirkten ebenfalls in der McDowall-Uraufführung mit) und der Cellist Bozidar Vukotic intensive, vollkommen gleichberechtigte, im wahrsten Sinne kammermusikalische Interpretationen, die durch die bestens disponierte Aufnahmetechnik (Michael Ponder) noch unterstützt werden. Auch das Orchestra Nova unter der Leitung seines Gründungsdirektors George Vass liefert einen voll gleichwertigen Beitrag – gerade bei Streicherkörpern ist es wichtig, dass der Klang nicht immer nur warm und weich klingt, sondern auch Ecken und Kanten hat. So haben wir hier Referenzaufnahmen abseitigen Repertoires in optimaler Aufnahmetechnik, mit einem generösen, informativen Booklet – mehr kann man nicht wünschen.
Jürgen Schaarwächter