GMCD 7293 – Music for and by Fanny Hünerwadel
Yvonne Howard – Mezzo-Soprano, Kathron Sturrock – Piano, Niamh Molloy – Cello
To the CD in our Shop
Tages-Anzeiger 01.02.2006
Miniaturen für „unsere gute Jungfer“
Eine CD mit Musik von und für Fanny Hünerwadel gibt Einblick ins Züricher Musikleben des 19. Jahrhunderts.
Eine schöne Stimme muss sie gehabt haben, dazu bemerkenswerte pianistische Fertigkeiten und eine ganz eigene Mischung aus Durchsetzungskraft und Schüchternheit (in Italien jedenfalls attestierte ihr ein Gesangslehrer, dass sie alle an die Wand singen würde, wenn sie nicht Angst hätte wie ein vierjähriges Mädchen). Fanny Hünerwadel, geboren 1826 als Tochter eines musikbegeisterten Lenzburger Arztes, war um die Mitte des vorletzten Jahrhunderts eine zentrale Figur im Zürcher Musikleben. Sie gab Konzerte als Sängerin und Pianistin, musizierte auch regelmässig im Irrenhaus zwecks Beruhigung der Kranken. Wie dicht ihr Beziehungsnetz war, zeigt ein Album, in dem sie in den Jahren 1852/53 Kurz- und Kürzestkompositionen von Bekannten, Lehrern und verehrten Virtuosen sammelte.
Die Werke aus diesem in der Zürcher Zentralbibliothek liegenden Album sind nun erstmals auf CD zu hören, und sie geben einen vielseitigen Einblick in den musikalischen Alltag des damaligen Zürich. Der Hummel-Schüler und Wagner-Freund Alexander Müller steuerte ein Klavierstück bei, das kühn beginnt, aber ziemlich rasch auf den ausgefahrenen Gleisen der Salonmusik landet. Ferdinand Fürchtegott Huber liess seine schwer romantische «Sehnsucht nach der Heimat» in einem herzhaften Jodel enden. Oder es gibt die 38 Sekunden kurze Streichquartett-Fuge von Christian Gustav Gottlieb Rabe, den wunderbar stillen «Himmel auf Erden» von Friedrich Wilhelm Eichler, die gespreizte Virtuosität von Teresa Milanollos Violinsolo – Miniaturen, Kuriositäten, Preziosen. Auch Schlaumeiereien: Franz Liszt und Richard Wagner widmeten «unserer guten Jungfer» (Wagner) Stücke, die sie schon anderswo verwendet hatten.
Schlichte, reizvolle Melodien
Fanny Hünerwadel selbst hat ebenfalls komponiert; die sieben eingesungenen Lieder zeigen sie als solide Technikerin mit gelegentlich originellen harmonischen Ideen, die ihren Schubert zweifellos gut gekannt hat. Entsprechend dem Zeitgeschmack hat sie vor allem Naturtexte vertont, in denen sich der Sonnenschein auf die Vögelein reimt und hinter vielem die göttliche Allmacht fühlbar wird. Die Melodien sind schlicht, aber reizvoll, etwa im bewegt-melancholischen «Herbstlied». Und auch wenn Yvonne Howard ihnen mit vibratoreichem Sopran etwas gar viel Pathos zumutet: Dass diese Lieder mithalten können mit manchem, was heute bekannter ist, wird deutlich auf dieser verdienstvollen CD (entstanden ist sie im Rahmen eines Nationalfondsprojekts, und rätselhaft bleibt nur der Einsatz von ausschliesslich englischen Interpreten).
Es hätte noch etwas werden können aus Fannys Talent, da waren ihre Zeitgenossen wohl zu Recht überzeugt. Aber die Musikerin machte sich auf nach Rom, um sich weiterzubilden – und starb dort im Mai 1854, mit nur 28 Jahren, an Typhus. In diversen Nachrufen wurden ihre Qualitäten gewürdigt, im «Lenzburger Wochenblatt» gar in Versform: «Noch hören wir die Himmelsklänge/Die einst ihr Sängermund gebar,/Noch hören wir die Engelsänge/So schön, so voll, so wunderbar.» Womit der Schreiber den Ton der Zeit ebenso traf wie die betrauerte Musikerin.
Festspeilnachrichten Bayreuth
AUF DEM WEGE ZU WAGNER
Musikfreunde verdanken der Musikabteilung der Zentralbibliothek Zürich eine ganze Reihe klingender Besonderheiten. Das Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds „Musik in Zürich“ setzt die Archivschätze in Klang um, in Konzerten und auf CD. Fünf Jahre ist es her, seit die Urform des „Ring“ auf CD erschien, die Heldenoper „Siegfrieds Tod“, von deren erster und zweiter Szene Richard Wagners Kompositionsskizze erhalten ist, so dass nun die zum Teil textgleichen Gesänge der Nornen, Siegfrieds und Brünnhildes mit der Fassung der späteren „Götterdämmerung“ vergleichbar sind.
„Siegfrieds Tod“
In „Siegfrieds Tod“ tönt das Heldenpaar wie Lohengrin und Elsa, und nur die Nornen lassen – rückbezogen auf das frühe Schicksalslied vom Tannenbaum aus Wagners Rigaer Zeit – die spätere Dimension erahnen (MGB CD 6156 DDD). Nun erschien in der Schweiz eine weitere Interpretation des Abschieds von Siegfried und Brünnhilde aus „Siegfrieds Tod“ auf einer CD rund um Fanny Hünerwadel (1826-1854).
Die Sängerin, Pianistin und Komponistin gehörte zum Freundeskreis um Richard Wagner in Zürich. In ihren Unterlagen befand sich ein Album, das Kompositionen ihrer Lehrer und Freunde enthält, von Franz Liszt eine Vorform des Cantique d’amour aus den Harmonies poétiques et religieuses, und Richard Wagner hat „unsre gute Jungfer Fanny Hünerwadel“ mit dem zweiten Teil des szenischen Vorspiels aus „Siegfrieds Tod“ beehrt.
„Wilhelm Baumgartner’s Lieder“
Auch Wagners Freunde Alexander Müller, Johann Carl Eschmann Johann Wenzel Kalliwoda und Henry Vieuxtemps sind mit eigenen Kompositionen vertreten. Und der zwar nicht zu Fanny Hünerwadels Album gehörige, aber hier mit eingespielte Zyklus Opus 4 ihres Lehrers Wilhelm Baumgartner erweist sich als eine nunmehr geschlossene Aufnahmelücke für den Wagner-Freund, ist sie doch ein klingendes Pendant zu Richard Wagners Aufsatz über „Wilhelm Baumgartner’s Lieder“ aus dem Jahre 1852, mit dem Wagner „auf den charakteristischen Unterschied der Baumgartner’schen Lieder von den heutigen Modeliedern aufmerksam“ macht: „Die Tongebilde Baumgartner’s, wie sie in der Gesangsmelodie und einer Begleitung, welche diese Melodie wiederum trägt und verdeutlicht, erscheinen, sind zunächst Produkte rein musikalischer Erfindung, erfreulich ist hier aber sogleich die Wahrnehmung, wie diese Gebilde ganz in dem Grade auch musikalisch werden, als sie von einem bedeutenden Inhalte des Gedichtes angeregt sind, was uns von der gesunden Stellung des Musikers zum Dichter das beste Zeugniß giebt. Durchgehends sind diese Tongebilde edel, und jeder Einfluß der modernen Manier auf sie verliert sich genau in dem Maaße, als sie in ihrer sinnlichen Erscheinung an die ebenfalls sinnliche Kundgebung des Gedichtes sich anschließen, wo von dem Komponisten bei seiner natürlichen Stellung zum Dichter geradewegs das Bedürfniß gefühlt wird.“
Insbesondere das „Abendlied: An die Natur“ auf ein Gedicht Gottfried Kellers scheint Wagners Wunsch „Möge Baumgartner diesen Dichter in seinem schweizerischen Landsmanne und Freunde Gottfried Keller finden, und der gemeinsamen Schöpfungskraft Beider das wirkliche, von der Dichtung wie von der Melodie untrennbare Lied entblühen“, Rechnung zu tragen.
(Richard Wagner: Sämtliche Schriften und Dichtungen: Zwölfter Band. S. 285) Yvonne Howard und Richard Edgar-Wilson tragen die Lieder des Albums von Fanny Hünerwadel textverständlich und Wagners Opernszene mit liedhafter Leichtigkeit vor. Die dezent waltende Pianistin Kathron Sturrock, sowie Flöte und Streicher ergänzen das ansprechend transparente Klangbild.
„Die Schweizerfamilie“
Die lyrische dreiaktige Oper „Die Schweizer-Familie“ von Joseph Weigl (1766 – 1846) Die bäuerliche Schweizer Familie Boll lebt bei dem von ihr aus Bergnot geretteten Graf Wallstein in Deutschland, sehnt sich aber nach der Heimat zurück. Bolls Tochter Emmeline wird schwermütig, so dass der Graf bemüht ist, ihr eine künstliche Schweiz zu schaffen, aber erst der hinzukommende Geliebte Jacob Fribourg vermag ihre Melancholie zu beenden. Diese Spieloper war im 19. Jahrhundert äußerst populär, ihre Aufführungsziffern überrundeten die von Beethovens „Fidelio“. Die von Franz Schubert heiß geliebte, sogar in seinem Schaffen zitierte Partitur Weigls hat Richard Wagner 1837 in Riga einstudiert und dirigiert. Wie es jenen Jahren üblich, ergänzten die Dirigenten die von ihnen geleiteten Opern häufig durch eigene Kompositionen. So auch Richard Wagner: er komponierte „für den Bassisten Scheibler eine gebetartige Einlage zur »Schweizerfamilie«, welche nicht nur dem Publikum, sondern auch mir selbst wirklich gefiel und bereits von der großen Umwandlung Zeugnis ablegte, welche sich immer mehr in meiner musikalischen Entwicklung kundgab.“ (Richard Wagner: Mein Leben) Erstmals am 22. Dezember 1837 erklang die von Wagner getextete und komponierte Einlegarie für die Figur des Richard Boll, vermutlich am Ende der 5. Szene des 3. Aktes:
„Ach, wir treiben mit der Armen
ein gewagtes, kühnes Spiel.
Wird des kranken Herzens Sehnen
durch der Täuschung Wahn gelöst?
Doch es leitet uns die Liebe,
Liebe süßem Schein ihr zu, ja Liebe!
Und vor unsren Blicken dämmert
das ersehnte freudige Ziel.
Lieber Gott, lass alles glücken,
send ihr Freude, gib uns Ruh,
schau mit gnadenvollen Blicken
unsrem Erdentreiben zu.
Lass der Liebe sanftes Tönen
heilverkündend, hell und rein
ihrer Geister Grimm versöhnen
und wir werden dankbar sein.
Lieber Gott, lass alles glücken,
send ihr Freude, schenk’ uns Ruh.
Und wir werden dankbar sein.“
Diese Arie galt lange als „verschollen“ (so im Wagner Werk Verzeichnis, Mainz 1985). Die Kompositionsskizze dazu fand sich jedoch auf den lange unbekannten Seiten der fragmentarischen Komposition von Wagners komischer Oper „Männerlist größer als Frauenlist oder Die glückliche Bärenfamilie“; in der von Sven Friedrich 1996 herausgegebenen Broschüre Patrimonia 113 der Kulturstiftung der Länder wurde dann auch Wagners Einlegarie zur „Schweizerfamilie“ partiell als Faksimile veröffentlicht. Die in c-Moll beginnende, sich aber hoffnungsreich nach C-Dur wendende Arie im Tempo „Andante con moto“ umfasst 81 Takte.
Leider war die Wiederentdeckung der Wagnerschen Arie den Produzenten der Wiederaufführung der „Schweizerfamilie“ im Jahre 2004 offenbar nicht bekannt, sonst hätten sie diese Rarität sicherlich bei der CD-Publikation berücksichtigt, weist doch das Beiheft auf Wagners „verschollene“ Einlegarie und auf die vom Kuhreigen dieser Oper inspirierten Hirtenweisen in „Tannhäuser“ und „Tristan und Isolde“ hin. Außerdem wurde eine weitere Einlegkomposition, ein Potpourri-Einschub aus dem Jahre 1811, „Auszug der Schweizer Familie zum Benefize der Herren Inspizienten“, der CD als Anhang beigefügt.
Der lebendigen Gesamtaufnahme, insbesondere den (leicht verkürzten) Dialogen, merkt man wohltuend an, dass der Einspielung szenische Aufführungen zugrunde lagen, – die ersten seit dem Jahre 1918. Unter dem jungen israelischen Dirigenten Uri Rom spielt das mit zweifachem Holz und Blech besetzte Kammerorchester Dreieck sehr sauber und beschwingt, und die jungen Solisten werden ihren Anforderungen voll gerecht, insbesondere Marília Vergas als schwermütige Emmeline (auch in einem umfangreichen Melodram!) und der Tenor Roman Payer als ihr aus den Schweizer Alpen nachgereister, geliebter Hirte.
Schweizer Musikzeitung März 2006
Fanny Hünerwadel, eine Schweizer Musikerin im Umfeld Richard Wagners
Fanny Hünerwadel war Sängerin, Pianistin und Komponistin und sammelte ein ziemlich einzigartiges musikalisches «Poesiealbum» mit Einträgen aus ihrem Umfeld, aber auch von Wagner und Liszt. Ein Interview mit Bernhard Hangartner, dem Leiter der Forschungsstelle «Musik in Zürich», einem Projekt des Schweizerischen Nationalfonds am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich.
Fanny Hünerwadel ist 28jährig gestorben. Bloss sieben Lieder und einige Klavierstücke von ihr sind überliefert. Ist das alles?
Bernhard Hangartner: Ich weiss von nichts anderem. Besonders die Lieder sind interessant, zeigen Individualität und Charakter. Eine gewisse Süssigkeit der Texte fällt auf, das gehört aber in die damalige Zeit. Die Klaviermusik ist eher salonhaft, was ebenfalls dem Zeitgeschmack, entspricht. Dennoch zeigt Fanny kompositorisches Können und beweist, dass sie auch eine gute Pianistin gewesen sein muss.
War es üblich, dass eine so junge Frau doch einigermassen prominent im Konzertleben stand?
Ganz als üblich würde ich es nicht bezeichnen. Es gab andere Frauen in der Öffentlichkeit, Fanny Hensel, oder Clara Schumann, beide mit weit mehr Ausstrahlung. Für Zürich ist es wahrscheinlich schon etwas Besonderes gewesen. Gerade dieses Album zeigt, dass sie über ein beachtliches Beziehungsnetz verfügt haben muss.
Wie einzigartig war ein solches musikalisches Poesialbum?
Diese Frage würden wir gerne in einem grösseren Kontext untersuchen. Es fällt auf, dass solche Albumblätter immer wieder am Markt auftauchen. Selten ist, dass eine Sammlung so komplett erhalten bleibt.
Gerade mit Autographen von Liszt und Wagner.
Genau, die würde man normalerweise herausnehmen und teuer verkaufen. Dabei hat bestimmt geholfen, dass das Album lange Zeit als verschollen galt. Es ist immer in der Familie geblieben und muss wohl lange Zeit unerkannt aufbewahrt worden sein.
Sind die Stücke darin Originalkompositionen?
Gerade ein Alexander Müller hat natürlich für seine Schülerin ein Unikat komponiert.
Liszt dagegen schrieb nur den Namen hin ohne Widmung, mit ein paar Takten Musik aus einem Klavierstück. Bei Wagners Ausschnitt aus «Siegfrieds Tod» ist es ähnlich, wobei er sich immerhin die Mühe einer persönlichen Widmung machte. Bei manchen Stücken laufen Abklärungen, ob es sich um Originalkompositionen handelt.
Die meisten anderen Stücke kommen aus dem Umfeld von Fanny. Daneben gibt es die reisenden Virtuosen mit musikalischen Grüssen. Das war durchaus üblich. Fanny war im Zürcher Musikleben so gut integriert, dass sie Zugang zu diesen Musikern hatte.
Sie haben mit dem Label Guild eine CD mit dieser Musik herausgebracht. Wie geht es weiter?
Wir möchten noch 2006 das Album als Faksimile in einer wissenschaftlichen Edition herausbringen. Ihre Lieder sollen in einer praktischen Ausgabe erscheinen. Zudem möchten wir in nächster Zeit versuchen, das Bild dieser Musikerin zu vervollständigen und als Mosaikstein im Zürcher Musikleben umfassend darzustellen.
Interview: Reinmar Wagner
Fanny Hünerwadel wurde 1826 in eine angesehene Lenzburger Arztfamilie geboren. Sie erhielt eine umfassende Ausbildung als Pianistin, Sängerin und Komponistin, zuerst in Lenzburg von ihrer Mutter, dann in Zürich vom Dirigenten und Komponisten Alexander Müller. Sie unternahm Studienreisen nach Paris und London und trat sowohl in Zürich und Umgebung wie auf ihren Reisen als Sängerin und Pianistin auf. 1853 trat sie eine Italienreise an, von der sie nicht zurückkehrte: Am 27. April 1854 starb sie, erst 28jährig, in Rom an Typhus.
MusicWeb Wednesday April 05 2006
Coming immediately after I finished reviewing a disc of Fanny Mendelssohn comes a disc regarding another Fanny, who had some circumstances in common. Both Mendelssohn and Hünerwadel were artists in their own right and composed on their own. Both held long-standing musical salons. Both died young, Hünerwadel at a much younger age, succumbing to typhoid at only 28. Her experience with her family was much more supportive than that of Mendelssohn. Hünerwadel was given a musical education by her mother, then allowed to pursue studies with town musicians and was then supported by an uncle. Various artists attested to her abilities – she performed in Zurich and, in a move unusual at the time, regularly visited mental institutions to perform in the belief that music would have a therapeutic and calming effect on the inmates.
This collection is based on her music album, including a great range of composers, from childhood teachers to Wagner and Liszt, which also shows the social network that Hünerwadel enjoyed in her short life. All but three of these 29 tracks are world premiere recordings.
The pieces are charming and a glimpse into what the Hünerwadel salon may have been like. Some of the works were incompletely written by the composer when making the entry and, as with the Liszt and Wagner, have relation to works that appeared elsewhere. Charming is the word for many of these works, especially the solo piano pieces by Müller, Eschmann, and Ernst. For those that enjoy salon music and Lieder, this disc holds great riches.
The mezzo-soprano tends to sing with more expansive tone than is necessary here; her first appearance in Huber’s Sehnsucht nach der Heimat being a prime example. The ending yodel is oversung and has too much vibrato. More sensitively done, this part could be light and lilting. On the quieter pieces, both Howard and tenor Edgar-Wilson work wonderfully.
As mentioned, the Wagner entry to the book was incomplete and subsequently extended by other hands. The opening bars to this familiar section are quite sparsely accompanied by piano, and the result will be of interest to Wagner fans. Hünerwadel being a singer, most of the contributions to her book are songs; for me the instrumental pieces, aside of course from the vocal piece by Wagner, hold the most interest for this reviewer — full of innocent charm and sunny brevity. There is an anonymous, Vocalizzo, which is languid and a brief minute and a half of sheer beauty. Another standout is Hünerwadel’s own Sonntagsfrühe for piano, flute and soprano, which is a lovely piece that holds its own quite well.
The booklet includes the texts to the songs, with various translations, along with helpful notes regarding Hünerwadel’s life. A very pleasant disc.
David Blomenberg
Klassik.com – Samstag März 25 2006
*** Interpretation
*** Klangqualität
*** Repertoirewert
*** Booklet
Die Schweizer Komponistin Fanny Hünerwadel dürfte nur den wenigsten Menschen bekannt sein. Sie gehört zu den vielen Musikerinnen, die von der Musikgeschichte nur allzu schnell vergessen wurden. Zu Lebzeiten von ihren Zeitgenossen hoch geschätzt doch nach dem Tod in die absolute Bedeutungslosigkeit herabgesunken teilt sie das Schicksal so manchen Kleinmeisters. Fanny wurde 1826 in Lenzburg als Tochter eines Arztes geboren. Sie genoss schon von klein auf musikalische Unterweisungen durch die Mutter und machte schnell durch ihr großes Talent auf sich aufmerksam. Ihr Onkel, der in Zürich ein angesehener Bankier war, ermöglichte es der 20 Jährigen ihre Studien bei bekannten Züricher Musikprofessoren fortzusetzen. Bald machte sie sich einen Namen als hervorragende Pianistin und Sängerin. Nebenher komponierte sie und gab in Nervenheilanstalten der Umgebung regelmäßig Konzerte. Namhafte Musiker, die in und um Zürich tätig waren widmeten ihr sehr viele Kompositionen, die sie in einem Autographenalbum sammelte. Es finden sich in dieser außergewöhnlichen Zusammenstellung auch einige sehr berühmte Komponisten, die nur all zu gerne bereit waren, Fanny ein Stück von sich zu widmen, wie Henri Vieuxtemps, Richard Wagner und Franz Liszt. Doch lange konnte sie sich nicht an diesen musikalischen Geschenken erfreuen, denn schon mit 28 Jahren erkrankte sie auf einer Romreise an Typhus und starb dort fern der Heimat am 27. April 1854. Der Nachwelt sind neben dem bereits erwähnten Album auch einige Kompositionen von Fanny erhalten, die in der Fachliteratur als epigonale Werke ohne eigenen Charakter gehandelt werden. Ihr wird vorgeworfen, dass sie sich nie von ihren großen Vorbildern lösen konnte und so nie etwas Eigenständiges geschaffen habe.
Die Mezzo-Sopranistin Yvonne Howard, der Tenor Richard Edgar-Wilson und die Pianistin Kathron Sturrock haben nun das Autographenalbum und eine Auswahl von Hünerwadel-Liedern für das Label Guild neu eingespielt. Dass es sich hierbei fast ausschließlich um absolute Erstaufnahmen handelt, ist auf Grund des ausgefallenen Repertoires nicht weiter verwunderlich.
Zu Beginn der CD erklingt eine Mazurka ihres Kompositionslehrers Alexander Müller, die Kathron Sturrock mit reizendem Charme spielt. Das Stück ist geprägt von einem virtuos gefälligen Saloncharakter, der damals genau den musikalischen Geschmack traf. Ebenso perlen die kleinen ‘Studien’ von Johann Eschmann und Heinrich Ernst dahin, von Kathron Sturrock einfühlsam interpretiert. Die ‘Sehnsucht nach der Heimat’ für Sopran und Klavier stammt von Ferdinand Huber. Yvonne Howard wirft sich mit ihrer ganzen stimmlichen Macht in dieses zarte Miniaturgebilde und forciert die bescheidene Melodie zu sehr. Der zitathafte Jodler am Ende des Liedes wirkt deshalb lächerlich überzeichnet. Besser gelingt ihr das ‘O du glückseliges Vögelein’ von Max Seifriz, auch wenn sie hier ebenfalls mit zu viel Kraft die naïve Linienführung zu einem Kunstlied aufbläht.
Interessant ist auch das Lied für Sopran, Klavier und Cello ‘Über Nacht’ von Carl Leopold Böhm. Über einer dezenten Klavierbegleitung verweben sich Instrumental- und Gesangsstimme mit natürlicher Einfachheit. Die Cellistin Niamh Molloy spielt mit angenehm warmem Ton und bietet einen gleichberechtigten Part zur Sopranstimme. Franz Abt komponierte das kleine Lied ‘Von Dir’, dessen schwelgender Duktus gut zur leichten Tenorstimme von Richard Edgar-Wilson passt. Obwohl er teilweise in der Höhe die Töne forcieren muss und auch sonst eine eher etwas flache Stimme hat, wird seine Stimme den Salonminiaturen mehr gerecht als der stark vibratolastige Gesang von Yvonne Howard. Das ‘Andante espressivo’ von Henri Vieuxtemps für Violine und Klavier ist ein melancholisch davon schwebendes Klanggebilde, welches von Sturrock und dem Geiger Jack Liebeck mit viel Gespür für die zarten Nuancen vorgetragen wird. Ein eher wildes Stück ist das ‘Allegro moderato für Sologeige’ der Komponistin Teresa Milanollo.
Mit gerade einmal 30Sekunden Spielzeit ist es eine recht kurze Komposition, doch steckt sie voll virtuoser Raffinesse. Ein echtes Kuriosum ist Wagners ‘Siegfrieds Tod’ arrangiert für Sopran, Tenor und Klavier. Ohne das mächtige Orchester wirken die wuchtigen Gesangsparts merkwürdig deplaziert und übersteigert. Dagegen strahlt das ‘à Fanny H.’ von Liszt vor inniger Wärme.
Die ‘Sechs Lieder’ , die Fanny Hünerwadel kurz vor ihrer verhängnisvollen Romreise schrieb, lösen sich aus der eleganten Salonmusik und zeugen von ihrem Streben, sich als ernsthafte Künstlerin zu etablieren. In Stimmbehandlung und Begleitung hört man deutliche Anklänge an Schubert und Schumann, doch kann Hünerwadel den Stücken durch eigenwillige Harmonik eine eigene Note verleihen. Abgerundet wird die CD durch ‘Sechs kleine Lieder’ von Wilhelm Baumgartner. Dieser war ein enger Freund von Hünerwadel und gab regelmäßig Konzerte mit ihr. Baumgartners Werke sind ebenfalls der zeitgenössischen Kunstliedtradition von Schumann und Brahms verpflichtet, obwohl seine Stücke oftmals eher einen sentimental volkstümlichen Duktus haben.
Christiane Bayer
Mittelland Zeitung
Aargauer Zeitung Freitag März 10 2006
Geliebte Lenzburgerin
„A Fanny H.“: Diese geheimnisvolle Widmung steht über einem pianistischen Albumblatt von Franz Liszt, aufgezeichnet für eine vor 180 Jahren in Lenzburg geborene Sängerin, Pianistin und Komponistin, die in der Ewigen Stadt ihre ewige Ruhe fand: Fan ny Hünerwadel (1826-1854) war in Rom an Typhus gestorben, kaum hatte sie an der päpstlichen Segnung v9r dem Petersdoffi teilgenommen. Die aXs Arzttochter zur Welt gekommene Crosstante von PeterMieg er- hielt mitsechs Jahren ersten Klavierunter- richt von ihrer Mutt~r undbildete sich bei Alexander Müller in Zürich aus. Der mit Wagner befreundete Schüler von Johann Nepomuk Hummel machte sie mitvielen Berühmtheiten des Zürcher Musiklebens bekannt und steuerte zu ihrem Musikal- bum von 1852{53 eine Mazurka für Klavier bei.
IN DIESER SAMMLUNG musikalischer Albumblätter tauchen zwischen längst vergessenen Namen wie Friedrich Eichler, Julius Edele oder Max Seifriz in Zürich einst so erfolgreiche Koli1ppnisten wie Franz Abt, Jobann Carl Eschmann und Richard Wagner auf. Letzterer nannte die Aargauer Künstlerin in einem Brief an seinen Freund Wilhelm Baumgartner «unsere gute Jungfer». Das seltsamerweise von lauter englischen Musikerinnen und Musikern erstmals eingespielte Album zeichnet sich bezüglich der Besetzungen durch verblüffende Vielfalt aus. Kleinformatige Klavierstücke und Lieder wechseln mit einer «Warme und kalte Genüsse» betitelten Streichquartettfuge von Christian Gustav Gottlieb Rabe oder mit einem bravourösen Allegro für Violine solo von Teresa Milanollo ab. per Geigenvirtuose Heinrich Wilhelm Ernst ist mit einer pianistischen Miniatur vertreten, Richard Wagner mit «Siegfrieds Tod» für Sopran, Tenor und Klavier.
An diese Reizvollen Miniaturen, die häufig. Nur einec Minute dauern. Schliessen sich die „Sechs kleinen Lieder“, „Fräulien Fanny Hü¨nerwedel“ (sic!) von Wilhelm Baumgartner gewidmet, und schöpferische
.Kostproben der Musikerin an. Aus den «Sechs Hinterlassenen Liedern» spricht die Vertrautheit mit Franz Schubert und Robert Schumann,mehr eigenes Profil ver- rät die «Sonntagsfrühe» für Sopran, Flöte und Klavier. Während der Tenor Richard Edgar-Wilson sowie die Pianistin Kathron Sturrock reichlich Einfühlsamkeit bewei- sen, singt die Sopranistin Yvonne Howard mit viel Vibrato und überllüssigem Pathos an der Substanz der Werke vorbei.
Walier Labhart
NZZ Wednesday March 22 06
Animatorin und Komponistin
tsr. Lokalgrösse mit internationalem Beziehungsnetz – so könnte man die 1826 in Lenzburg geborene Pianistin, Sängerin und Komponistin Fanny Hünerwadel charakterisieren. Durch die Unterstützung ihres Förderers Alexander Müller konnte sie in verschiedenen Zürcher Konzerten auftreten, sie unternahm Studienreisen nach Paris und London und eine Bildungsreise nach Italien, wo sie bereits im Alter von 28 Jahren an Typhus starb. Ein Jahr vor ihrem Tod legte sie ein Album an, in das sechzehn Komponisten neue oder schon bestehende Kurzstücke eintrugen. Es sind ihre Lehrer, Musiker, bei denen sie als Interpretin auftrat, und Komponisten, die sie bewunderte. Die vorliegende CD bringt die Albumstücke als Ersteinspielung auf den Markt. In der Mazurka von Müller präsentiert sich Kathron Sturrock als ebenso brillante wie gefühlvolle Pianistin. Die Mezzosopranistin Yvonne Howald und der Tenor Richard Edgar-Wilson spannen den Bogen gekonnt von den lyrischen Liedern bis zu Wagners dramatischer Szene “Siegfrieds Tod”, wobei Sturrock gelegentlich etwas Mühe mit der Diktion des Deutschen bekundet. Mit sieben Liedern stellt die Einspielung Fanny Hünerwadel auch als Komponistin vor. Die Stücke reichen vom reinen Strophenlied bis zu elaborierten Formen und sind in ihrem Ausdrucksgehalt von einer romantischen Naturlyrik bestimmt. In “Sonntagsfrühe” tritt in der Begleitung zum Klavier noch eine Flötenstimme, die sich mit der Sängerin zum Duett verbindet.
Music for and by Fanny Hünerwadel. Kompositionen von Alexander Müller, Johann Carl Eschmann, Heinrich Wilhelm Ernst, Ferdinand Huber, Friedrich Wilhelm Eichler, Max Seifriz, Julius Edele, Johann Wenzel Kalliwoda, Carl Leopold Böhm, Franz Abt, Christian G. Rabe, Henri Vieuxtemps, Teresa Milanollo, Richard Wagner, Franz Liszt, Wilhelm Baumgartner und Fanny Hünerwadel. Yvonne Howard (Mezzosopran), Richard Edgar-Wilson (Tenor), Kathron Sturrock (Klavier), The Fibonacci Sequence.