Skip to content
GMCD 7419 – Sonata Ebraica – Music for Viola and Piano
Hana Gubenko (viola), Timon Altwegg (piano)
Musik & Theater Juli / August 2016
Die Überraschung
Klug komponiert: In eher seltenen Fällen trifft für das Programm einer CD-Neuheit zu, was auch für die Musik gilt. Alle Werke von so wenig bekannten Komponisten wie Frank Levy, Graham Waterhouse und Aaron Yalom zeichnen sich durch klaren Aufbau und logische Entwicklungen aus. Das gilt besonders für die erste Sonate für Viola und Klavier von Ernst Levy, dessen eigenständige Musik lange genug missachtet wurde. Seine mit über achtzig Jahren geschriebene Komposition ohne Tempobezeichnungen wird als Kernstück von der Sonata Ricercare und der zweiten Bratschensonate seines Sohnes Frank Levy flankiert. Zu diesen beiden Stücken bilden das traditionell orientalisierende «Sephardic Poem» von Yalom und die ebenfalls über weite Strecken tonale «Sonata ebraica» von Waterhouse einen sechs Jahrzehnte umspannenden Rahmen. Der Ostschweizer Pianist Timon Altwegg und die in Moskau geborene Bratschistin Hana Grubenkc erfüllen diese Werke mit hinreissender Klangintensität erweitern das Wissen um wertvolles Spielgut von jüdischen Komponisten mit prachtvollen Beispielen.
Walter Labhart
Tagblatt Online 11. Dezember 2015
Die Bratsche in jüdischer Klage
Das Thurgauer Musikerpaar Hana Gubenko und Timon Altwegg legt eine neue CD vor, die eine spannende zeitgenössische Palette von Duo-Literatur für Viola und Klavier präsentiert. Fast alle Werke stammen von in der Schweiz geborenen Komponisten.
KREUZLINGEN. Der aus Kreuzlingen stammende Pianist Timon Altwegg beschäftigt sich seit langem erfolgreich mit Kompositionen ausserhalb des gängigen Repertoires und gräbt dabei immer wieder wertvolle Kleinodien aus. Jetzt hat er beim Label Guild zusammen mit seiner Frau Hana Gubenko, einer russischen Bratscherin, eine CD unter dem Titel «Sonata Ebraica» vorgelegt. Die Interpretationen von Werken aus der Feder von Aaron Yalom, Ernst Levy und Frank Levy sowie von Graham Waterhouse überzeugen durchgehend durch eine ausgezeichnete technische wie klangliche Präsenz.
Melancholischer Unterton
Frank Levy, der Sohn Ernst Levys, hat Timon Altwegg bisher bereits ein Klavierkonzert und einige Solostücke gewidmet. Seine zweite Sonate für Viola und Klavier wurde vom Duo Gubenko/Altwegg 2010 uraufgeführt. Alle Werke der CD stammen (ausser Graham Waterhouse) von Komponisten, die in der Schweiz geboren sind. Stilistisch kann man so etwas wie einen roten Faden heraushören. Es durchzieht diese Werke «Jüdisches», ein klagender, melancholischer Unterton und dabei eine intensive klangliche Wärme. Hört man beispielsweise das Eröffnungsstück der CD, das «Sephardic Poem» von Aaron Yalom, merkt man dessen Nähe zur Musik Ernest Blochs, dessen Kompositionen dieses speziell jüdisch klagende Element in der Musikgeschichte erstmals verankert haben.
Die Werke von Ernst Levy, von Sohn Frank und von Waterhouse leuchten ein breites Spektrum an Klangfarben in der Mischung Viola und Klavier aus. Sie sind moderat modern und bekennen sich zur Tonalität. Das Duo Gubenko/Altwegg musiziert auf hohem Niveau, auch in den virtuosen Partien der Sonaten. Im deutlich hörbar eingespielten Zweierteam wird glutvoll, ausgefeilt und mit sehr natürlich und souverän wirkender Perfektion gespielt.
Einzigartiges Timbre
Eine gelungene CD, die wertvolle Duo-Musik erstmals in Bewusstsein rückt. Man merkt: Das 20. und 21. Jahrhundert hat die Bratsche als speziell gesangliches, warmes Instrument mit seinem einzigartigen Timbre und oft kontemplativen Charakter nicht vergessen. Verdienst des Duos ist es, diese Musik ausgegraben zu haben und sie jetzt mit Enthusiasmus, Verve und Herzblut zu präsentieren.
MARTIN PREISSER