GMCD 7333 – Sufi / Bach – Orient meets occident
Eva Oltiványi (soprano), Roswitha Müller (alto), Simon Witzig (tenor), René Perler (bass); Die Freitagsakademie on period instruments – Stephen Smith (chamber organ), Howard Griffiths (conductor), Sufi-Ensemble
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Klassik Com, 23.04.2010
**** Interpretation
***Klangqualität
**** Repertoirewert
** Booklet
Gesänge der Sufis und Johann Sebastian Bachs haben sich bei dieser Einspielung des Labels Guild zu einer Gemeinschaft zusammengefunden. Die anfängliche Irritation weicht sich schnell einer positiven Überraschung. Es liegt keine Form einer Vermischung beider Kulturen vor, sondern eine anregende Zusammenstellung, die zum Nachdenken einlädt. Wichtiger als die einzelnen Aufnahmen ist das Ziel, das mit dieser kombinierten Aufnahme erreicht werden sollte. Bereits im Sommer 2008 fanden während der Zürcher Festspiele die mitgeschnittenen Aufführungen statt, unterstützt von Derwischtänzen und Vorträgen aus dem christlichen und sufischen Glauben. Die Scheu vor der sinnlichen Musik als ‚Teufelswerk‘ ist eine Gemeinsamkeit des christlichen und islamischen Urglaubens. Doch sowohl im Sufismus wie im Christentum wurde die Musik im Laufe der Zeit zum wichtigen Bestandteil der religiösen Ausführung. Das Thema ‘Sing, bet‘ und geh auf Gottes Wegen’ aus Bachs Kantate spiegelt die Basis für die Auswahl der Werke wieder, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufdecken möchten.
Die Klänge des Sufi-Ensembles sind für europäische und abendländische Ohren freilich nicht widerstandslos konsumierbar, doch die Energie, die in ihnen vermittelt wird, ist sofort spürbar. Mit der Aufnahme verfolgt man die verschiedenen Stufen des Gebets; die völlige Ekstase wird darin freilich nicht erreicht. Nach einer einleitenden Improvisation auf der Längsflöte Ney (Ahmet Kaya), ertönt ein erstes schlichtes Gebet, überleitend in ein Lob des Prophete. Zum ersten Mal sind hier auch die anderen Instrumente, wie die Langhalslaute Tanbur (Hulisi babalik) oder die orientalische Zither Kanun (Serkan Mesut Halili) eingesetzt. Es folgen weitere Gebete, in denen Rhythmus und Tempo belebter werden. Mit einer weiteren Improvisation, nun auf dem Keman (Volkan Gümüşlü), einem Streichinstrument, tritt eine Beruhigung der Musik ein. Eine zweite Welle der Steigerung erfolgt durch weitere Gebete, Bitten und Lobpreisungen. Der gesamte Sufi-Block ist so aufgebaut, dass auch Nichteingeweihte die Steigerungen mitverfolgen können. Gleichzeitig verströmt er eine ungeheure Kraft, die die besondere Stellung der Musik im Sufismus erfahrbar werden lässt.
Ekstase durch Bach
Die Sufi-Gesänge werden von zwei Bach-Kantaten umrahmt: ‘Wer nur den lieben Gott lässt walten’ (BWV 93) und ‘Was willst du dich betrüben’ (BWV 107). Howards Griffiths dirigiert die Freitagsakademie, die auf historischen Instrumenten den Zuhörer von der Kraft der Bachschen Musik überzeugen möchte. Nach den freien Improvisationen fallen die streng kontrapunktischen Sätze der Kantaten umso deutlicher auf. Schon der Beginn des Chores mit der Imitation zwischen den Instrumenten und den langen Melismen zeichnet ein anderes Bild der Kirchenmusik. Die Verwendung von historischen Instrumenten trägt zu einem wunderbar farbigen Klangbild bei, das durch die vier Solisten – Eva Oltiványi (Sopran), Roswitha Müller (Alt), Jan-Mark Mächler (Tenor) und Markus Niedermeyr (Bass) – harmonisch ergänzt wird. Der typische Wechsel zwischen Instrumentalpassagen und Choral-Abschnitten wird auch dynamisch vollzogen, so dass der Text in dieser Aufnahme wunderbar zur Geltung kommt. Auf eine Steigerung, die zur Ekstase führen kann, wartet man nun jedoch vergebens. Die ausgewählten Kantaten sind zu ruhig und ermahnen vor zu viel Vergnügen. In der Arie ‘Man halte nun ein wenig stille’ kann Mächler mit deutlich artikulierten Melismen punkten, während er im Rezitativ ‘Denk nicht in deiner Drangsalshitze’ den Rhythmus frei und beweglich interpretiert. Hinreisend ist auch die Sopran-Arie ‘Er richt‘s zu seinen Ehren’. Die Triller von Eva Oltivány und ihre Sicherheit in den hohen Lagen bringen die Arie zum Leuchten. An dieser Stelle wird verständlich und sinnlich erfahrbar, warum sich die Musik über alle Verbote in der Kirche durchsetzten konnte.
Benjamin Scholten
New Classics Friday February 19th 2010
Ibn Khaldun, the 14th century Arab historian, described Sufism as: ‘… dedication to worship, total dedication to Allah most High, disregard for the finery and ornament of the world, abstinence from the pleasure, wealth, and prestige sought by most men, and retiring from others to worship alone.’ Sufis are emphatic that Islamic knowledge should be learned from teachers and not exclusively from books, and Sufi orders can trace their teachers back through the generations to the Prophet himself. Through the centuries, Sufis have contributed hugely to Islamic literature and been influential in spreading Islam even to the furthest outposts of the Muslim world in Africa, India and the Far East. Orthodox Islam as well as some Christians are weary of the inherent power of music to elicit sensual pleasure and thus subjugate the power of the word. The Order of the Sufi, however, is dedicated to music and consciously uses its power to elicit trance and ecstasy as a religious practice, thus allowing for pleasure and sensual experience. The famous circular dance of the Dervish is an example of this. The Pocket Opera Company’s Sufi/Bach summer concerts at the 2008 Zurich festival brought together orient and occident on a musical level: Sufi songs (with dervish dancing) and Bach’s cantatas BWV 93 and 107. By juxtaposing both forms of music, riveting the Zurich audiences in the fully packed church, the musicians explored both commonalities and differences between Islam and Christianity while discovering a similarly mystical effect of music in approaching spirituality in both religions, exploring the possibility of transporting the idealised word of both religions into a sensual experience, even achieving ecstatic effects with Bach’s formally strict cantatas. This is extraordinary music of truly transcendent beauty.
Other releases from Guild include REMEMBRANCE OF THINGS PAST (GMCD 7341), which has music by John Dowland together with world premiere recordings of five new lute songs written and played by the excellent Peter Croton. The singers are Theresia Bothe and Derek Lee Ragin.
MUSIC BY MAX BRUCH (GMCD 7338) features the young Canadian violinist Alexandre da Costa and the Orchestre Symphonique Bienne conducted by Thomas Rösner playing the much-loved Violin Concerto No. 1 and, for the first time on CD, the famous ‘Kol Nidrei’ arranged by the composer himself for violin and orchestra