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GMCD 7331 – Piano Duos by Honegger & Messiaen
Piano Duo Soós Haag
Musik & Theater März 2010
De Profundis und AmenWas für eine geniale Werkzusammenstellung: Arthur Honeggers «Symphonie Iiturgique» in der Fassung für zwei Klaviere von Dmitri Schostakowitsch und Messiams «Visions de l’Amen». Wohin man blickt (und hört), ergeben sich Zusammenhänge und Korrespondenzen. Schostakowitsch und Honegger trafen sich früh schon in Leningrad. Wohl daher rührt die spätere Faszination des jüngeren russischen Komponisten für Honeggers dritte Sinfonie mit dem berühmt gewordenen «De profundis» im zweiten Satz, und seine Klavierfassung ist denn auch weit mehr als eine Übertragung der Sinfonie auf weisse und schwarze Tasten – sie darf durchaus als eigenschöpferisch gelten. Und als die «Visions de I’Amen» von Olivier Messiaen 1943 in Paris uraufgeführt wurden (mit dem Komponisten an einem der beiden Flügel), sass Honegger als offizieller Musikkritiker im Konzert. Und schrieb begeistert über das neue Werk. Es hat bis heute nichts von seiner schöpferischen Genialität eingebüsst, und das Duo Adrienne Soós – Ivo Haag wird diesem pianistischen Giganten in jeder Weise gerecht. Prima aufeinander eingespielt und perfekt aufeinander abgestimmt. Der mächtige Flügelklang (eigentlich ein «Doppelklang») ist mit beeindruckender Differenziertheit eingefangen, die Kulminationen haben Kraft und (religiöse) Überzeugungsgewalt.
Werner Pfister
Die Südostschweiz August 2010
SCHOSTAKOWITSCH BEARBEITET HONEGGER ..
Während seiner Konzerttournee als Dirigent eigener Werke durch die Sowjetunion 1928 im damali gen Leningrad (St. Petersburg) lernte Arthur Honegger den jungen Kollegen Dmitrij Schostakowitsch persönlich kennen und dessen Musik schätzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Schostakowitsch am Musikfestival «Prag Frühling» teil. Dort hörte er 1947 Honeggers 3. Sinfonie, die ein Jahr zuvor in Zürich uraufgeführte «Symphonie liturgique». Darauf erstellte er eine Bearbeitung für zwei Klaviere zu vier Händen, die erst 2005 bei Honeggers Hauptverleger Salabert in Paris erschien.
Schostakowitschs Bearbeitung liegt jetzt in Kombination mit Olivier Messiaens 1943 uraufgeführten «Visions de l’Amen» vor. Das Schweizer Klavierduo Adrienne Soós – Ivo Haag lädt die wirkunsvoll transkribierte Sinfonie Honeggers mit einer Dramatik auf, die schon in den aufwühlenden Einleitungstakten des «Dies irae» unter die Haut geht. Wie die chromatin herabstürzenden Sextolenläufe im düster beginnenden 3. Satz aufheulen oder die wunderbar transparent gespielten Vogelstimmen in den beruhigten Schlusstakten versöhnlich stimmen, zeugt von einem gestalterischen Können, das dem Standard der besten internationalen Klavierduos entspricht. Dieselbe pianistische Meisterschaft zeichnet auch die oft fingerbrecherisch schwierigen «Visions de l’Amen» aus. Ihrem enormen Reichtum an differenzierten Klangfarben, polyrhythmischen Verstrickungen und dynamischen Kontrasten bleiben Adrienne Soós und Ivo Haag nichts an Nuancen und Spannkraft schuldig.
Walter Labhart
Fono Forum 01/10
Der Einfluss „westlicher” Komponisten wie Milhaud, Honegger, Hindemith oder Krenek auf den jungen Schostakowitsch etwa seit den späten 1920er Jahren ist bekannt. Weitgehend unbekannt blieb hingegen, dass er sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit diesen Komponisten auseinandersetzte. Die hier eingespielte Fassung von Honeggers grandioser dritter Sinfonie für zwei Klaviere fertigte er zwischen 1946 und 1948 an. Veröffentlicht wurde sie jedoch erst 2005.
Dass sich Schostakowitsch seit seiner zehnten Sinfonie auch von der Musik Honeggers beeinflussen ließ, war zu vermuten – doch erst jetzt wird die Intensität dieses Einflusses ganz erkennbar und vor allem auch belegbar. Seine Bearbeitung ist meisterlich und wird gewiss der dritten Sinfonie neue Freunde gewinnen. Zugleich erinnert sie auch daran, welch vorzüglicher Pianist Schostakowitsch war. Sie verschafft nämlich der Honegger’schen Musik auch in dieser Fassung eine völlig überzeugende klangliche Präsenz. Allerdings wird sie auch vom blendend eingespielten Duo Adrienne Soós und Ivo Haag aus der Schweiz engagiert und intensiv interpretiert.
Der Kontrast dieser Musik zu Messiaens sieben meditativen „Visions de l’Amen” fällt erstaunlicherweise weit weniger schroff aus, als man es zunächst erwarten mochte. Honegger selbst hatte freilich die Uraufführung der „Visions” 1943 besucht und eine werbende Rezension verfasst. Honegger zwischen Schostakowitsch und Messiaen-keine schlechte Position für einen Komponisten, den das gegenwärtige Musikleben leider vernachlässigt. Umso erfreulicher ist die Neugier des blendend harmonierenden Duos; und da diese sich hier mit einem sehr hohen interpretatorischen Niveau verbindet, liegen unbedingt empfehlenswerte Aufnahmen vor.
Giselher Schubert
Radiomagazin 43/44 09
KLASSIK
Souveränes Duo
Ausgerechnet die religiös grundierte Sinfonie Nr. 3 von Honegger animierte den bekennenden Atheisten Schostakowitsch zu einer Bearbeitung für zwei Klaviere. Und ausgerechnet der Kosmos animierte den bekennenden Katholiken Messiaen zu einem Klavierzyklus. So verschieden diese Klangwelten: Das Schweizer Klavierduo Adrienne Soós/Ivo Haag evoziert sie souverän: präzise Rhythmen, tadellose Koordination, intensive und atmosphärische Gestaltung.
Roland Wächter, DRS 2
Schweizer Musikzeitung Nr 6 / Juni 2010
Un immense défi
Arthur Honegger: Symphonie Nr. 3 «Symphonie liturgique», Version für zwei Klaviere von Schostakowitsch; Olivier Messiaen: Visions de l Amen. Klavierduo Adrienne Soós, Ivo Haag. Guild GMCD 7331
La Symphonie liturgique d Arthur Honegger est riche en Couleurs et passages de sublime delicatesse, qui contrastent avec de menaçantes interruptions d’artillerie orchestrale, que l’on a peine a l’imaginer transcrite pour deux pianos Certes, l’interpretation magistrale de Karajan (DG) demeure gravée dans les esprits. Mais Chostakovitch a réalisé son arrangement dans le but de faire connaître à ses élèves – et les faire jouer – cette immense troisième Symphonie dont la musique n’était pas disponible dans la Russie d’aprèsguerre. Tout au long des trois volets, maints passages prouvent que Chostakovitch, lui aussi visionnaire, était un admirateur de Honegger. Des aspects inattendus de la partition se révèlent dans cette fidèle transcription: le profond et serein deuxième mouvement, par exemple, apparaît comme une prolongation du Jardin féerique, et l’on perçoit des résonances de Ma mère l’oye de Ravel, dans sa première version pour deux pianos. Même si l’oreille s’y accoutume, l’on regrette que l’enregis-trement favorise le bas registre et que les mains droites sonnent relativement lointaines et peu scintillantes. Manifestement bien préparé, le duo Soós Haag gagne l’immense défi de ne presenter ce monument qu’à deux.
Incontournable référence, les Visions de l’Amen ont été enregistrées en 1962 ä Paris par Messiaen lui-même, avec sa femme, Yvonne Loriod (Arès). Impossible donc de nier l’authenticite qui se manifeste par un véritable sens de l’architecture et une tension naturelle dans les rubati, parfaitement sentis. Etonnante aussi, la prise de son qui n’a que peu vieilli ! Néanmoins, jamais l’enregistrement du compositeur ne doit d’emblée invalider d’autres interpretations, et le duo Soós Haag en apporte la preuve. Ici, nos deux pianistes virtuoses et sensibles à l’atmosphere mystique mettent toute leur virtuosité et sensibilité au service des Visions, entrant pleinement dans l’univers de Messiaen. L’enregistrement s’avère meilleur que pour Honegger, et l’éminent critique Robert Matthew-Walker est l’auteur du livret anglais, traduit en allemand, qui mérite d’être lu !
Michael Murray-Robertson